Bewusstlos werden ist keine Bagatelle. Insbesondere wenn jemand ohne Vorzeichen Bewusstlos wird oder/und die erste Bewusstlosigkeit erst im nicht mehr jugendlichen Alter auftritt so sollte dies fachärztlich Abgeklärt werden.
Unter dem Begriff kardiale Synkopen werden die Synkopen zusammengefasst, deren Ursache direkt das Herz ist. Ursächlich sind meist Blockierungen der Erregungsleitung oder Tachykardien (schnelle Rhygthmusstörungen).
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde erstmals entdeckt, dass ein langsamer Puls zur Synkope führen kann. 1993 schrieb Sir James Mackenzie „ich habe Observationen und Aufzeichnungen von verschiedenen Patienten während synkopaler Ereignisse gemacht und fand verschiedene Zustände… der häufigste Zustand war ein langsamer Puls mit grosser Schwäche des Pulses sodass ich nur einen feinen Pulsschlag aufzeichnen konnte“.
Sinusknoten-Dysfunktion und AV-Knoten-Überleitungsstörungen
Die Dysfunktion des Sinusknotens, dem Hauptsignalgeber im Herzen, wird auch sicksinus Syndrom genannt. In der Regel kommt es bei dieser Erkrankung zu schnellen und langsamen Fehlfunktionen des Sinusknoten. Dies kann bei asymptomatischen Personen auftreten, oder aber bei Personen die über Synkopen, Schwindel, Kurzatmigkeit, Palpitationen, Müdigkeit oder sogar Demenz klagen. Zu Synkopen kommt es meist, wenn durch die Störung Pausen von 10-15sek. auftreten. Dabei wird die zerebrale Durchblutung derart stark kompromittiert, dass die Patienten bewusstlos werden. Patienten mit sicksinus Syndrom haben häufig auch Fasen mit Vorhofflimmern.
AV-Knoten-Überleitungsstörungen
Ein weiterer häufiger Grund für Synkopen sind AV-Blöcke. Dabei wird das Signal vom Vorhof in den Ventrikel entweder verzögert übergeleitet (AV-Block I°)
Fällt die Erregung vom Vorhof her aus, so werden andere Erregungszentren die direkt im AV-Knoten oder aber in der Kammer lokalisiert sind aktiv. Diese schlagen jedoch langsamer. Der AV-Knoten-Rhythmus liegt bei 50-60 Schlä-ge/min, der Kammerrhythmus bei 30-40 Schlägen/min. Patienten die einen solchen Ersatzrhythmus haben, sind häufig weniger leistungsfähig und gehen deswegen zum Arzt. Kommt es jedoch zum plötzlichen Ausfall der Vorhofsaktion und zu einem verzögerten Anspringen der weiter unten liegenden Erregungszentren, so kann es zur Synkope kommen.
Therapie
Bradykarde Rhythmusstörungen werden durch eine Schrittmacherimplantation therapiert.
Ventrikuläre Tachykardien (Kammertachykardien)
Wenn eine Tachykardie zur Synkope führt, handelt es sich in der Regel um eine Tachykardie die aus der Herzkammer und nicht aus dem Vorhof des Herzens stammt. Meist sind dies Patienten nach einem Herzinfarkt. Allerdings gibt es auch gesunde Patienten die an Kam-mertachykardien leiden (idiopathische ventrikuläre Tachykardie). Die Frequenz der Tachy-kardie spielt bei den Kammertachykardien im Gegensatz zu den Vorhofstachykardien eine relevante Rolle. Normalerweise synkopieren Patienten nur, wenn die Herzfrequenz deutlich über 200 (über 230) liegt. Diese Tatsache hat eine gewichtige Bedeutung, weil man durch Medikamente die die Herzfrequenz erniedrigen eine Synkope bei diesen Patienten verhindern kann, wenn man die Herzfrequenz der Kammertachykardie medikamentös beeinflusst.
Die Synkope wird bei der Kammertachykardie durch eine Kombination aus unkoordinierter Kammerkontraktion, reduzierter Füllung des Herzens, Rückfluss von Blut durch die AV-Klappen und schliesslich in der Summe eine Minderdurchblutung des Herzens selbst und dadurch ein Blutdruckabfall von in der Regel über 50mmHg. Die meisten dieser Patienten haben Herzen die Strukturell nicht normal sind. Meist finden sich Narben um die sich die Rhythmusstörungen bilden können.
Supraventrikuläre Tachykardien
Im Rahmen von supraventrikulären Tachykardien haben ihre Ursache in einem Mechanismus, der dem der neurokardiogenen Synkope ähnlich ist. Im Rahmen der supraventrikulären Tachykardien kommt es meist zur Aktivierung des Sympatikus und dadurch zu dem bei den neurokardiogenen Synkopen beschriebenen komplexen Mechanismus.
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