Bewusstlos werden ist keine Bagatelle. Insbesondere wenn jemand ohne Vorzeichen Bewusstlos wird oder/und die erste Bewusstlosigkeit erst im nicht mehr jugendlichen Alter auftritt so sollte dies fachärztlich Abgeklärt werden.
Unter dem Begriff 'neurogene Synkopen' werden Synkopen zusammengefasst, bei denen das Nervensystem (meist das sympatische und parasympatische Nervensystem) eine wichtige Rolle spielt.
Die Ursache der neuro-kardiogenen oder vaso-vagalen Synkope ist eine kurzzeitige, vom Nervensystem ausgelösten Hypotension (tiefer Blutdruck) und Bradykardie (langsamer Puls). Je nach Schweregrad des Blutruck- und Herzfrequenzabfalls kommt es zur Präsynkope, Synkope mit oder ohne Verletzung oder sogar zum plötzlichen Herztod. Die meisten an dieser Krankheit leidenden Personen haben strukturell normale Herzen. Für viele Jahre war unklar, wie es zu dieser Art der Synkope kommt. Unzählige Tests, die an diesen Personen gemacht wurden kosteten viel Geld und brachten wenig. Erst 1986 konnte mittels einer Studie (Kenny et al.) gezeigt werden, dass Personen, die an dieser Erkrankung leiden auch dann synkopieren, wenn sie passiv für einige Zeit in stehender Position gehalten werden. Dieser Test wird tilt-table Test genannt. Er gehört heute routinemässig zur Abklärung von Synkopen und hat die Abklärungsprozedur deutlich vereinfacht.
Der genaue Mechanismus dieser Synkope ist immer noch unklar. Sicher ist jedoch, dass es beim Stehen zum pooling (ansammeln) des Blutes in den unteren Extremitäten kommt. Dadurch sinkt das Blutvolumen im Herzen ab, was zu einer gesteigerten Herz-Pumpfunktion führt. Diese gesteigerte Funktion führt zu einem erhöhten Druck in der Herzwand, wodurch die Druckrezeptoren (Barorezeptoren) aktiviert werden. Diese Rezeptoren melden dem Gehirn einen übersteigerten Druck im Herzen, wodurch das Gehirn versucht diesen mittels Aktivierung des Parasympatikus zu reduzieren. Die Aktivierung des parasympatischen Nervensystems führt schliesslich zu einem Blutdruckabfall und einer Bradykardie. Diese Bradykardie (langsamer Puls) kann bis hin zur Asystolie (Stillstehen des Herzens) gehen. Die Abbildung zeigt eine EKG-Aufnahme während eines tilt-table Test. Zu erkennen ist ein Stillstehen des Herzens (keine EKG-Spitzen mehr) in etwa zum Zeitpunkt 14:20:10. Während 21s ist keine Herzaktion mehr zu erkennen. Danach beginnt das Herz wieder zu schlagen.
Konservative Therapie
Häufig reduziert sich Anzahl der Synkopen, sobald der Patient über die Diagnose orientiert ist, weil er nun weiss, was diese auslöst. Zusätzlich profitieren diese Patienten von speziellen Übungen.
Bilderquelle: www.synkope.at
Die Patienten werden auch instruiert regelmässig zu trinken, genug Salz zu sich zu nehmen, längeres Stehen zu vermeiden bzw. bei längerem Stehen Stützstrümpfe zu tragen.
Medikamentöse Therapie
Da die Synkope häufig durch eine übermässige Aktivierung des Herzens ausgelöst wird, kann man mittels Betablockern, welche eine Aktivierung des Herzens reduzieren, diese Synkopen gelegentlich positiv beeinflussen, allerdings wurde dieses Medikament aus den Offiziellen Richtlinien entfernt. Der Einsatz von Fludrocortison kann auch nutzvoll sein. Im weiteren wurden gute Resultate mit dem Einsatz von Serotonin-Wiederaufnahme- Hemmern (moderne Antidepressiva) berichtet.
Herzschrittmacher
Wenn nachgewiesen werden kann, dass im Rahmen der Synkope eine längere Pause auftritt so kann eine Schrittmacherimplantation sinnvoll sein, dies muss im Einzelfall entschieden werden.
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