Karotis-Sinus Hypertsensitivität

Das wichtigste in kürze

Bewusstlos werden ist keine Bagatelle. Insbesondere wenn jemand ohne Vorzeichen Bewusstlos wird oder/und die erste Bewusstlosigkeit erst im nicht mehr jugendlichen Alter auftritt so sollte dies fachärztlich Abgeklärt werden.

Die Tatsache, dass der Druck auf die Halsschlagader die Frequenz und die Überleitung der Erregung vom Vorhof in die Hauptkammer des Herzens beeinflusst wurde bereits ende des 19. Jahrhunderts bekannt. Patienten mit überempfindlichen Drucksensoren (Barorezeptoren) in der Halsschlagader können bei Druck auf dieses Gefäss synkopieren. Im letzten Jahrhundert ist diese Art der Synkope, also eine sehr häufige und sehr gut bekannt Form der Ohnmacht erkannt worden. Die in der Halsschlagader lokalisierten Druckrezeptoren dienen der Rückmeldung an das Herz im Falle eines zu hohen Blutdrucks. Sind die Sensoren jedoch zu 'empfindlich', kommt es zu einer übermässigen Einschränkung der Herzfunktion und damit zur Bewusstlosigkeit.
Typischerweise kollabieren diese Patienten beim Rasieren, weil sie dort bei gestrecktem Kopf mit dem Rasierapparat die Halsschlagader massieren. 

Test
Nachdem mit dem Stethoskop die Halsgefässe auf Geräusche untersucht wurden, wird für 5 Sekunden ein Druck auf die Halsschlagader appliziert. Der Druck sollte im Bereich der Bifurkation (Verzweigung) der Halsschlagader erfolgen, da jedoch die Lokalisation der Bifurkation nicht einheitlich ist, benötigt man in der Regel mehrere Versuche um diese zu finden. Die rechte und die linke Halsschlagader sollten getestet werden, niemals jedoch beide simultan. Zwischen den einzelnen Versuchen sollten mindestens 15 Sekunden liegen. Während dieser Versuche wird der Herzschlag mit einem EKG-Gerät kontinuierlich aufgezeichnet. 
Die normale Reaktion auf einen Karotis-Sinus-Druck ist ein transienter Frequenzabfall oder eine Pause bis max. 3 sek. längere Pausen deuten auf eine hypersensibilität des Carotis-Sinus hin und können Ursachen von Synkopen sein. 
Der Druck auf die Halsgefässe kann auch primär einen Blutdruckabfall auslösen, hier ist die Hypersensibilität dann so definiert, dass der Druck mehr als 50mmHg Blutdruckabfall erzeugt. Dazu sollte jedoch eine kontinuierliche Blutdruckmessung zur Verfügung stehen. 
Da verschiedene Medikamente (Betablocker z.B.) einen signifikanten Effekt auf die Reaktion nach einem Druck auf die Carotis-Sinus haben muss dies im Falle eines Testes in Betracht gezogen werden. 

Therapie
Patienten die wegen eines hypersensiblen Carotis-Sinus synkopieren, können mit einem permanenten Schrittmacher erfolgreich therapiert werden. Eine allerdings relativ kleine Studie hat gezeigt, dass fast die Hälfte der Patienten mit einem hypersensiblen Carotis-Sinus auch andere Überleitungsstörungen des Erregungsleitungssystems der Herzens zeigen. Diese werden mit dem einbauen eines Schrittmachers gleichzeitig therapiert. 
Die wenigen Patienten die trotz Einbau eines Schrittmacher noch über Symptome klagen, gehören zu der seltenen Gruppe von Patienten mit hypersensiblem Carotis-Sinus, die nicht nur mit der Herzfrequenz sondern vor allem mit dem tiefen Blutdruck auf einen Carotis-Sinus reagieren. Die dafür nötige Therapie ist bisher nicht einheitlich geregelt. Eine chirurgische Durchtrennung der vom Carotis-Sinus gehenden Nerven könnte hier Erfolg versprechen.

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