Angst / Psychosomatik

Das wichtigste in kürze

 

Die unbegründete Angst vor einer Erkrankung, insbesondere einer Herzkrankheit, ist weit verbreitet und viele Patienten verspüren psychosomatische Symptome im Herzbereich. Eine (möglichst frühe) Untersuchung des Herzens zur Beruhigung der Situation kombiniert mit einem oder mehreren Gesprächen hilft eine Chronifizierung zu verhindern.

Einerseits machen Erkrankungen des Herzens Angst und führen zu psychischen Symptomen, andererseits sind viele Patienten, die meine Praxis aufsuchen und über «Angina pectoris» (Druck auf der Brust) oder andere dem Herz zugeschriebene Symptome klagen, körperlich völlig gesund. Bei ihnen steht entweder die Angst im Vordergrund oder sie leiden an psychosomatischen Symptomen.

Um diesen Patienten, die einen überraschend grossen Anteil der einen Kardiologen aufsuchenden Personen ausmachen, besser helfen zu können, habe ich 2013 entschieden, eine Ausbildung zum Psychotherapeuten zu machen und mich in der Psychosomatik weiterzubilden.

Auch bei Patienten, bei denen bereits im Gespräch klar wird, dass ihre Symptome nicht organischen Ursprungs sind, steht am Anfang der Behandlung eine gründliche somatische Untersuchung. Dies einerseits um eine organische Erkrankung auszuschliessen, andererseits aber auch damit sich danach sowohl Arzt wie auch Patient voll auf die Psyche konzentrieren können.

Ist dies geschehen, so legen wir zusammen das weitere Prozedere fest. Oftmals reicht bereits ein Gespräch um für einige Zeit zu beruhigen, im Idealfall für Jahre. Manchmal braucht es weitere Gespräche in kürzeren oder längeren Abständen.

Bei Patienten die bereits länger leiden, hilft eine gemeinsam erarbeitete Strategie, die festlegt, wie der Umgang mit den Symptomen in Zukunft anders angegangen werden kann. In schwerwiegenderen Fällen braucht es eine längere Gesprächstherapie mit Klärung der möglichen Hintergründe, auch hier begleitet von verhaltenstherapeutischen Aspekten. Der Weg zu einem anderen Umgang mit der Angst gelingt, wenn der Patient (und der Arzt) bereit sind Zeit und Arbeit zu investieren.

Viele scheuen die Diagnose, die verspürten Beschwerden seien «psychosomatisch» - also durch die Psyche ausgelöste körperliche Symptome. Oft hört man «Ich spinne doch nicht». Das ist richtig, man «spinnt» keineswegs, wenn man psychosomatische Symptome verspürt, man leidet objektiv oftmals mehr als bei einer somatischen Erkrankung.

Ob ein Symptom, z.B. ein Schmerz, durch die Psyche oder tatsächlich von einem Organ ausgelöst wird, ist für den betroffenen nicht zu unterscheiden. Ein wichtiger Schritt zur Heilung ist die Erkenntnis, dass körperliche Beschwerden durch die Psyche ausgelöst werden können. Hinderlich dabei ist die in diesen Fällen immer vorhandene nagende Unsicherheit: «ja, der Arzt hat mich schon untersucht aber …». Daher spreche ich gerne von der «Aber-Krankheit». Meine jahrelange Erfahrung mit organischen Krankheiten erleichtert es dem Patienten und der Patientin mir zu glauben, dass ich mit meiner Einschätzung, es handle sich um ein psychisches Leiden recht habe. 

Als Kardiologe kann ich leider nur eine begrenzte Zahl von Patienten in eine längere psychotherapeutische Behandlung nehmen, dies ist aber in den meisten Fällen auch nicht nötig. Meist reichen eine fachärztliche Untersuchung und ein Gespräch.

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